Der Boden, auf dem ich in meiner Arbeit stehe, ist die Gestalttherapie. Die für mich zentralen Elemente, Werthaltungen und Vorgehensweisen dieser humanistischen Therapierichtung will ich hier kurz beschreiben.
In meiner Ausbildung hat der Satz „Werde, der Du bist“ eine radikal vereinfachende Note bekommen: Ich darf sein, was ich jetzt gerade bin: ich darf Angst haben, zornig sein, verwirrt sein. Ich muss kein anderer werden, um mich geliebt und anerkannt zu fühlen. Das was ist, genügt.
Aus dieser Einladung heraus zeigt sich: wenn ich das anerkenne, was ist, kann ich auch der werden, den ich mir wünsche. Es gibt keinen Weg vorbei – am Schmerz, an der Angst, der Ratlosigkeit, der Verwirrung. Der Weg nach draußen ist der Weg hindurch. Vor der Veränderung steht immer die Anerkennung dessen, was ist.
Auf diesem Weg ist der Zustand der Ratlosigkeit ein Punkt, der Entwicklung markiert, an dem das Alte verabschiedet, das Neue jedoch noch nicht verfügbar ist.
Was mich darüber hinaus an der Gestalttherapie zutiefst berührt: sie kennt keine (einseitige) Diagnose. Es ist eine gemeinsame Reise. Die Klientin / der Klient ist Spezialist für sich selbst, für seine Bedürfnisse und Ziele, der Therapeut ist Spezialist für den Weg. Und die Fragen „Wovon will ich weg?“, „Was möchte ich stattdessen?“, „Was in mir hält mich?“ sind wichtige Marken entlang dieses Weges.
Gerade der Blick auf die Frage „Was in mir hält mich? Wie vermeide ich das, was ich mir so sehr wünsche?“ öffnet Räume. Wie fühlen sich die Kräfte in mir an, die meinen Bedürfnissen entgegenstehen? Und wieder die Entdeckung: auch das bin ich. Nichts wofür es sich zu schämen lohnt.